Schlagwort: Meditation
Nachdenken
Sieht man sich Synonyme des Wortes Meditation an, fallen Wörter wie: in sich gehen, sich nach innen wenden, sich versenken oder sich vertiefen. Nicht selten wird in der Praxis der Meditation darauf hingewiesen, Gedanken, die während der Meditation im Kopf Gestalt annehmen, nicht aufzugreifen, sondern ziehen zu lassen, sie zu beobachten oder die Gedanken und Emotionen einfach sein zu lassen. Sofern ich das richtig verstanden habe, geht es in der Meditation darum, sich seines Körpers, seiner Gedanken und Gefühle bewusst zu werden, um sich letztendlich seiner Bewusstheit bewusst zu werden.
Ein einfaches wie auch aufschlussreiches Werkzeug der Philosophie ist, jeder Philosophie, jedem Theorem, jeder Lehre ein Gegenmodell gegenüberzustellen, um der Sache ein bisschen näher zu kommen. Daher möchte ich hier, in überschaubarer Kürze, ein mögliches Gegenmodell zur Meditation anbieten, denn ich bin mir sicher, es hilft beim Meditieren. Es geht ums Nachdenken. Ich schlage allen vor, die häufig von dauerndem Grübeln in Beschlag genommen werden, aktiv nachzudenken, d.h. die Gedanken nicht davon ziehen zu lassen oder zu beobachten, sondern ihnen hoch konzentriert nachzugehen. Dazu benötigt man nicht viel. Ein Sofa und eine gemütliche Decke reichen vollkommen aus. Je einfacher das Setting, desto besser. Man streckt sich behaglich auf dem Sofa aus, schlägt sich in die Decke ein (denn der Körper neigt in der Ruhe zum Auskühlen) und denkt. Selbstverständlich sollten alle Telefone und Tablets abgeschaltet irgendwo in einem anderen Raum liegen. Weder Musik noch Fernseher dürfen laufen. Ich rate auch von Kaffee, Tee oder einem Glas Wasser ab. Keinerlei Ablenkung ist von Vorteil. Und nun widmet man sich mit voller Konzentration seinen Gedanken. Geht sie gezielt durch, immer wieder, hält an den Problemen und Emotionen fest. Versucht, sich in keiner Weise von seinen Überlegungen abbringen zu lassen. Beleuchtet seine Ideen von allen Seiten. Denkt intensiv nach. Denken ist Übungssache. Für den Anfang schlage ich fünfzehn Minuten vor. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann das Procedere natürlich auf eine halbe Stunde ausweiten oder länger. Schnell wird dann klar, wie flüchtig ein Gedanke ist. Es ist gar nicht so leicht, einem Gedanken länger als zwei Minuten die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Ruckzuck zerinnt er wie Sand zwischen den Fingern und ist fort – lose. Um etwas loszulassen, eine Idee oder eine Überlegung zum Beispiel, muss sie erst einmal angenommen werden. Es geht darum, den Sachverhalt so weit wie möglich zu durchdringen. An dieser Stelle etabliert sich oft das Gegenmodell und die Grenzen verschwimmen. Alles wird leichter. Man könnte es Meditation nennen.
Viel Spaß…
(Lateinisch: meditatio = das Nachdenken)